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„Mich interessiert das Kleine im Großen“

Am 17. März kommt Kabarettist und Autor Dietrich Faber mit der Show zu seinem Krimi „Hessen zuerst!“ in die Kulturhalle Münster. Im Interview erzählt er, was sein neues Buch mit Trump zu tun hat, warum der Spagat zwischen Politik und Comedy nicht so leicht ist und was er an Hessen besonders gerne mag.

Gemeinde Münster: Ihr neues Buch und Ihr Programm heißt „Hessen zuerst!“ Ist das als Seitenhieb auf die heutige Weltpolitik gemeint?

Dietrich Faber: Genau, ich spiele mit dem Titel auf Menschen an, die ihr Selbstwertgefühl auf etwas beziehen, wofür sie gar nichts können, also ein Land oder einen Landstrich. Der Name bezieht sich auf eine von mir erfundene populistische Partei, die sich regional in Szene setzen will mit Parolen wie „Make Oberhessen great again“. Das spielt natürlich auf gesellschaftliche Entwicklungen an, die wir aktuell haben. Mein Ansinnen dabei war, ein humoristisches Buch mit einem ernsten Thema zu verknüpfen.

Was läuft denn aus Ihrer Sicht schief in der Welt?

Es läuft sehr viel schief. Die steigenden Ressentiments gegen Fremde etwa, die sich noch mal verstärkt haben durch die Flüchtlingskrise 2015. Was mich so erschüttert hat, ist, dass wir so eine geringe Frustrationstoleranz haben. Dass es sofort in Hass umschlägt, wenn eine Herausforderung auftaucht. Bei vielen ist eine Sehnsucht danach entstanden, auf ein komplexes, schwieriges Thema einfache Antworten und Lösungen zu finden. Die Welt ist aber nicht einfach.

Kann man die Welt als Kabarettist denn ein bisschen besser machen?

Es ist meine Motivation als Kabarettist und Autor humoristischer Bücher, den Spagat hinzubekommen, ein Thema ernsthaft anzugehen und trotzdem darüber lachen zu können. Ich versuche auch immer, in meinen Büchern nicht einfach den kabarettistischen Zeigefinger zu heben und nur auf die „blöden“ Populisten zu zeigen. Ich versuche das differenziert zu sehen und zu gucken: Was hat man denn selbst vielleicht für festgefahrene Denkmuster, die auch nicht mehr hinterfragt werden? Das interessiert mich: das Kleine im Großen. Wie reagiert der einzelne Mensch auf ein großes Thema?

Was verbinden Sie persönlich mit Hessen, was ist für Sie „typisch Hessisch“?

Ich lebe gerne in Hessen, weil ich es mag, dass man von hier aus schnell überall hin kommt, es liegt eben mittendrin. Ich komme ja auch noch aus Mittelhessen. Hessen liegt mitten in Deutschland, Deutschland mitten in Europa und Mittelhessen mitten in Hessen. Je länger ich in Hessen lebe, desto mehr schätze ich es und desto geringer wird die Sehnsucht zu sagen, ich muss mal nach Berlin oder so. Ich bin sehr heimatverbunden, allerdings ohne da einen übermäßigen Stolz drauf zu entwickeln.

Krimis schreiben Sie noch nicht so lange. Wie sind Sie dazu gekommen?

Ich habe vorher jahrelang im Kabarett-Duo gearbeitet. Wir waren sehr etabliert, machten das schon seit 15 Jahren und ich hatte einfach Lust, mal was Neues auszuprobieren und mich zu testen, ob ich nicht auch was anders im künstlerischen Bereich kann, gerade im Schreiben. Wir haben die Texte fürs Kabarett ja auch damals selbst geschrieben, aber das waren dann doch eben eher kurze Sketch-Texte oder Kolumnen. Und mich hat interessiert, ob ich es hinbekomme, auch mal einen Handlungsstrang zu entwickeln, der über mehrere Seiten funktioniert. Dass es dann so geklappt hat, war gar nicht vorhersehbar, denn ich hatte gar keine Kontakte zu Verlagen. Auch dass es eine Reihe wird, war gar nicht geplant. Dass es so angenommen wurde, ist natürlich wunderschön.

Ohne zu viel zu verraten: Was kann das Münsterer Publikum am 17. März erwarten?

Das Münsterer Publikum kann eine Show erwarten, in der ich einige der Figuren aus meinem Buch „Hessen zuerst“ lebendig werden lasse. Ich werde keine klassische Lesung halten, sondern ich spiele die Figuren. Gerade die Figur Manni Kreutzer wird ein Eigenleben bekommen – Manni hat ja eine Zweitkarriere hingelegt mit hessischen Folk- und Country-Songs. Es wird eine sehr lebendige, genreübergreifende Show zwischen Lesung, Comedy, Kabarett und Musik.

Das Interview führte Meike Mittmeyer-Riehl

Zur Person

Dietrich Faber, Jahrgang 1969, wuchs in Langgöns auf und sammelte früh Chor-, Musical- und Theater-Erfahrungen. Nach dem Abbruch dreier Studiengänge bildete er sich in den Bereichen Schauspiel, Sprechen und Singen weiter und ist seit 1996 hauptberuflich Kabarettist. Bis 2013 war er vor allem gemeinsam mit Martin Guth als das Duo „FaberhaftGuth“ unterwegs. Er ist Träger zahlreicher Kabarettpreise und seine Stimme dürfte vielen Hessen aus dem Radio bekannt sein, wo er als Sprecher und Parodist zu hören ist. Sein Debüt-Roman „Toter geht’s nicht“ erschien 2011 bei Rowohlt, seither sind noch vier weitere Teile der erfolgreichen Krimi-Reihe um Kommissar Henning Bröhmann erschienen, zuletzt 2017 „Hessen zuerst!“


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